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Das Weihnachtswunder Teil 1 – Die guten Geister, die ich rief

Staunend stehen wir vor meinem vollgepackten Toyota-Kombi. „Ich fühle mich wie der Weihnachtsmann“, sage ich und kalauere: „Den ganzen Schlitten voll mit Geschenken.“ Zu dritt packen wir den als Schubkarren umfunktionierten Rollator voll. „Können wir noch fünf Spielzeuge mehr haben?“, fragt Sandra Held-Diesel, Leiterin des LWL-Internats für Kinder mit Behinderung. Kann sie, denn es bevölkern 38 Spielzeugtiere meinen Rücksitz samt Kofferraum. Selbst nachdem das Internat seine 15 Spielzeuge verladen hatte, hatte ich immer noch genug für die Liboriusschule und den Pflegedienst Team-David. Es ist das Ergebnis eines irren Verlaufs einer kleinen Idee, die viele Helden und Gewinner hat. In diesem ersten Teil lest ihr, wie es dazu gekommen ist. Im zweiten Teil berichte ich vom Workshop und den Spendenübergaben.

Es begann mit einem zähen Sonntag im November, als ich bei schlechtem Licht etwas in die Webcam sprach.

Sei ein Secret-Santa! Mit diesem Video habe ich für eine kleine Spendenaktion aufgerufen.

Die Idee für die Aktion kam nach und nach. Zunächst habe ich im Oktober ein größeres Paket mit Tastern und Batterieunterbrechern nach Köln an die Belvedere-Förderschule geschickt. Die engagierte Kollegin wollte mir ein Dankeschön schicken und ich überlegte: „Geld möchte ich dafür nicht, aber damit mich dieses Hobby nicht auffrisst, wären ein paar Materialien nicht schlecht.“ Ich spickte eine Amazon-Wunschliste und bekam unter anderem eine Seifenblasenmaschine. Da dachte ich, Mensch, das geht doch sicher auch mit Weihnachtsgeschenken. Ich nahm also besagtes Video auf, lud es bei Facebook und Youtube hoch und teilte es über meinen Newsletter und dieser Webseite. Ob mir jemand etwas zuschicken würde?!

Tatsächlich! Nach nicht einmal zwei Tagen hatte ich das erste Spielzeug in den Händen. Danach kamen weitere Pakete. Als ich wenige Tage später die ersten Spielzeuge umbaute, war ich total aufgekratzt und happy: Es hatte funktioniert! Mir wurde Spielzeug geschickt, das ich verschenken darf! Wer es bekommen sollte, blieb für mich in dieser Zeit etwas vage. Ich dachte, ich würde es schon in meiner alten und neuen Förderschule los. Später kam mir der Einfall es an das Internat zu geben. In den Sommerferien ist ein ehemaliger Schüler von mir gestorben, der dort wohnte. Er hätte sich sicher darüber gefreut.

Als immer mehr Pakete reinflatterten, war ich wirklich platt. Manchmal lag eine kleine Notiz dabei, worauf z.B. zu lesen war: „Super Aktion, Nils!“. Meistens war jedoch gar nicht heraus zu bekommen, woher die Geschenke kamen. Vermutlich habe ich sogar Spenden bekommen, von Menschen die mich nur aus dem Netz kennen (Renate? Lena?). Das fühlt sich verrückt und gleichzeitig toll an. Auch per Mail flatterten viele Nachrichten rein, wie die von Caro und ihren FSJlern:


Hi Nils, Caro hier. Ich bin auf Seminar mit meiner Fsj-Gruppe und hab ihnen von deinem Secret Santa Projekt erzählt. Coole Sache! Finden die
Jungs und Mädels auch und möchten gerne helfen. Wir haben eine Sammelkasse aufgestellt (…). Stolze 44,98. Bestellung ist unterwegs zu dir 🙂

Da frage ich mich, wer da die 98 Cent reingeworfen hat. 😉 Ganz egal, der Effekt in der Post war spektakulär! Ich bin immer noch ganz platt von dem Engagement dieser Truppe. Vielen Dank!

Die Kartons stapelten sich und die Spielzeug-Bande wuchs stetig an. Dieses witzige Familienbild (unter diesem Absatz) lässt mich immer noch schmunzeln und an das Cover der Sgt. Pepper denken. Jetzt sehe ich gerade wieder diesen Affen … wusstet ihr, dass der furzt und sich dabei unentwegt totlacht, als ihr ihn mir bestellt habt?! So kindisch, wie es ist, ich möchte einen sehen, der sich darüber nicht amüsiert!

So langsam dämmert es mir, dass ich etwas mehr Zeit einplanen sollte, alles zu adaptieren. Oder mein Plan B müsse aufgehen. Nach den Workshops im Frühjahr mit dem Schülerlabor und der Heinz-Nixdorf-Gesamtschule, dachte ich, dass eine gemeinsame Aktion mit Schülern – nach dem amerikanischen Vorbild – eine noch schönere Sache wäre. Doch Terminfindung, mein langer, neuer Arbeitsweg (seit August pendele ich etwa 2,5 Stunden am Tag) und die allgemeine Logistik hinter einer größeren Umbau-Aktion ließen mich skeptisch sein, ob es klappen würde.

Doch bald flatterten die ersten Zusagen rein. Das Schülerlabor hatte Interesse, also meldete ich mich bei meiner alten Schule in Paderborn. Auch hier bekam ich schnell eine Zusage. Ich solle mich nach Spielzeugspenden umsehen. Das ging ganz komfortabel, da ich durch alle fleißigen Spender schon einiges an Spielzeug in der Hinterhand hatte. Niemand der Spielzeugläden schien jedoch anzubeißen, es hieß immer nur: „Machen wir nicht mehr“ oder „Wir geben fünf Prozent Rabatt“. In der Zwischenzeit sagte die Gesamtschule zu und machte im Stundenplan Platz für einen ganzen Vormittag, an dem wir basteln können. Yeah! Dann kam die Mail, mit der ich so nicht gerechnet hatte: Die Initiative Zukunft durch Innovation (zdi) in Paderborn unterstützte die Aktion mit 500 €! Es war bereits der Donnertstagnachmittag vor der großen Bastelei am Dienstag. Ich musste handeln und erfüllte mir kurzerhand einen ultimativen Kindheitstraum: Spielzeug einkaufen ohne Rücksicht auf Verluste!

Ich lief also mit der Marktleiterin von Toy’s World durch ihren Laden und kaufte ein wie Michael Jackson: „Davon vier … wie viele gibt es von denen? Nehme ich alle…“. Am Ende liefen wir mit zwei überquellenden Einkaufswagen durch den Laden und es gab noch einige Prozente und Geschenke oben drauf. Noch am Auto konnte ich mein Glück kaum fassen und machte ungläubig noch einen Schnappschuss, als ob ich mich selbst davon überzeugen müsste, dass ich alles davon mitnehmen und verschenken dürfe.

Puh, was für eine Verantwortung! Das Projekt wird doch ein wenig größer, als ich es alleine schultern könnte. Gottseidank steckte ich nicht alleine drin. Ich fuhr tags darauf im Schülerlabor vorbei und ließ einen Tanzbären, einen Olaf und ein Spielzeugauto dort. Edmond Thevapalan (Eddy), Leiter des Schülerlabors, versprach sich mit seinen Mitarbeitern die Verkabelung anzusehen und sich vorzubereiten. Ich tat das Selbe und adaptierte noch am Abend drei Spielzeuge, bereitete ein halbes Dutzend Batterieunterbrecher und zehn Taster vor und fühlte mich wieder einigermaßen gewappnet. Wenige Tage später sollte der Wichtel-Workshop starten und ich brannte richtig darauf endlich loszulegen. An meiner Schule in Bad Oeynhausen hatte ich „Überstundenfrei“ eingereicht. Manche gehen an solchen Tagen Shoppen, in die Sauna oder zum Amt. Ich freute mich auf ein besonderes Privatvergnügen: Etwa drei Dutzend Spielzeug umzubauen!

Wie der Workshop aus meiner Sicht war? Das lest ihr im nächsten Blog-Eintrag, der entweder morgen oder über die Feiertage erscheint. Wer es nicht abwarten kann, darf gerne schon bei der NW (Link), dem zdi (Link) oder dem HNF (Link) reinschmökern.

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